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Romane und Erzählungen

In Lederhosen und rotem Pullover

»Er kam in Lederhosen und rotem Pullover, und er kam aus Hamburg. Ohne Geld und voller Pläne«, schildert Erich Kästner seine erste Begegnung mit dem jungen James Krüss im Jahr 1949. Krüss nimmt Kontakt auf mit dem von ihm sehr verehrten Dichter, weil er eine Kinderzeitschrift gründen will. Kästner rät ihm davon ab, erlaubt ihm aber, sein Kinderbuch »Die Konferenz der Tiere« zu einem Hörspiel für den Rundfunk umzuarbeiten.

Wenig später beginnt James Krüss selbst zu schreiben, zunächst eigene Hörspiele, dann Gedichte für Kinder und schließlich eine Fülle von Geschichten und Erzählungen. Immer wieder wählt er die Form einer Rahmenhandlung mit verschiedenen Binnengeschichten. Es ist ein gegenseitiges Geschichtenerzählen, bei dem junge den alten Erzählern lauschen und umgekehrt, mit Neugier, Respekt und Wissensdurst. In diesen Geschichten gilt das Zuhören genauso als eine Gabe wie das Erzählen. Hier wird etwas bewahrt, das »wir zu verlieren scheinen, nämlich das Erzählen, gleich ob in Versen oder in Prosa, als ein Mittel, Erlebtes und Erfahrenes an die nächste Generation weiterzugeben«, wie Renate Raecke 1999 in ihrem Nachwort zum »Leuchtturm auf den Hummerklippen«, schreibt.

Im Folgenden seien einige seiner wichtigsten Romane und Erzählungen kurz vorgestellt.

»Haltet die Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen.«

James Krüss, 1977

© Atrium Verlag AG

Der Leuchtturm auf den Hummerklippen

»Der Leuchtturm auf den Hummerklippen« erschien 1956 im Oetinger Verlag und wurde im Folgejahr für den Deutschen Jugendbuchpreis nominiert. Die Hauptrolle spielt in diesem Buch ein Schwarm von Möwen, die alle Emma heißen - bis auf eine, die heißt Alexandra und ist die Freundin von Johann, dem Leuchtturmwärter auf den Hummerklippen. Beide lieben es, Geschichten zu erzählen: lustige, traurige, wundersame und manchmal auch lehrreiche. Und das machen sie so gut, dass die dicke Wolke das Regnen sein lässt und der übellaunige Wassermann seinen gemeinen Plan vergisst. Und weil das so ist, schaffen es Tante Julie und Poltergeist Hans im Netz doch noch, mit ihrem kleinen Ruderboot wohlbehalten auf den Hummerklippen zu landen.

James Krüss, Der Leuchtturm auf den Hummerklippen // Cover und farbige Innenillustrationen von Maja Bohn // Gebunden // 224 Seiten // ISBN 978-3-85535-678-2 // Atrium Verlag

 

© Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg

Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen

»Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen«, erstmals 1962 veröffentlicht, ist die Geschichte eines Jungen, der sein Lachen an einen Baron namens Lefuet verkauft und dafür die Gabe erhält, jede Wette zu gewinnen. Timm merkt schnell, dass er damit eine seiner wichtigsten menschlichen Fähigkeiten aufgegeben, jegliche Freude verloren hat. Mit Hilfe seiner Freunde kann Timm sein Lachen schließlich zurückgewinnen.

Das Abenteuer des Waisenkinds Timm, das einer teuflischen Verführung verfällt, ist inmitten der sonst eher heiteren literarischen Welt des James Krüss eine Geschichte mit erstaunlich düsteren Tönen. »Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen« ist ein Jugendroman, der den überbordenden Kapitalismus anprangert. Doch am Ende siegt das Gute über das Böse, und auch Außenseiter finden in diesem Roman ihren Platz, für die James Krüss eine große Zuneigung empfindet. Hier zeigen sich seine grundsätzliche Menschenliebe und eine Wärme, mit der Krüss jungen Menschen Hoffnung schenkt.

Ende der Siebzigerjahre wird »Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen« fürs Fernsehen verfilmt, als erste ZDF-Weihnachtsserie und einer seiner größten Erfolge.

James Krüss, Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen // Cover von Katrin Engelking // Gebunden // 256 Seiten // ISBN 978-3-7891-4040-2 // Oetinger Verlag

© Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg

Mein Urgroßvater und ich

Das viel beachtete Kinderbuch »Mein Urgroßvater und ich« wurde 1959 erstmals bei Oetinger in Hamburg veröffentlicht. Im Mittelpunkt der Rahmenhandlung stehen der Ich-Erzähler Boy und sein Urgroßvater, der beste Geschichtenerzähler der Welt. In der Hummerbude des Alten machen es sich die beiden gemütlich und dichten und erzählen, was das Zeug hält. Dabei wird ein Satz über eine Maus so lang wie ein Rattenschwanz, ein Segelflicker mit zwei Wörtern zum König von Neapel und Nirgendwo zu einem Königreich!

Für »Mein Urgroßvater und ich« wurde James Krüss 1960 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Der Preis wurde ihm in München überreicht, und Krüss las in der Sendung »Wochenspiegel« aus dem preisgekrönten Buch vor, ein mediales Ereignis, das ihn einem großen Publikum bekannt machte. »Mein Urgroßvater und ich« gilt heute als ein echter Kinderbuchklassiker.

James Krüss, Mein Urgroßvater und ich // Illustrationen von Jochen Bartsch // Gebunden // 272 Seiten // ISBN 978-3-789140433 // Oetinger Verlag

© Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg

Mein Urgroßvater, die Helden und ich

»Mein Urgroßvater, die Helden und ich« erschien im Jahr 1967, wiederum im Verlag Friedrich Oetinger in Hamburg. Das Buch knüpft an die Geschichte von »Mein Urgroßvater und ich« an und setzt sich kritisch mit Heldenfiguren und Heldenerzählungen auseinander.

Natürlich stehen wieder der Ich-Erzähler Boy und sein Urgroßvater im Mittelpunkt. Diesmal sind beide fußkrank, ans Haus gefesselt, und dichten und erzählen um die Wette. Und so erwecken sie in der gemütlichen Hummerbude des alten Hummerfischers Ritter und Könige, Herkules und Siegfried, Eichhörner und Bären, eine Maus, die einst die Katze vertrieb, und andere Gestalten aus der Sagen- und Tierwelt phantasievoll zum Leben. Um am Ende festzustellen: »Nicht jeder, dem ein Denkmal errichtet wird, ist ein Held. Und nicht jeder, der ein Held ist, bekommt ein Denkmal.«

James Krüss zog sich 1966 auf die Insel Gran Canaria zurück. Es wurde ruhiger um den preisgekrönten Autor, er bleibt aber präsent, prominent und produktiv. »Mein Urgroßvater, die Helden und ich« war Krüss' erstes Werk, das unter afrikanischer Sonne entstand. Und wieder war die deutsche Literaturkritik begeistert.

James Krüss, Mein Urgroßvater, die Helden und ich // Illustrationen von Jochen Bartsch // Gebunden // 288 Seiten // ISBN 978-3-789140426 // Oetinger Verlag